Donnerstag, 15. Januar 2015

Kanülenvergangenheit Part 2

Wie schon gesagt, ich war "stolzer Besitzer" einer Trachealkanüle. Doch hier die gute Nachricht: Sie wurde mir nach und nach "abgewöhnt".

Wir sprechen hier über einen Zeitraum von ungefähr zwei Jahren.

Alles begann damit, dass das erste Mal durch die Sprachtherapeutin entblockt wurde. Dabei wird mit einer Spritze die Luft aus dem Cuff (Ballon, der die Kanüle umgibt) abgezogen und sogleich musste ich extrem viel husten. Dann musste erst einmal abgesaugt werden. Das heißt sämtlicher Schleim aus der Kanüle und Luftröhre entfernen. Das reizt zum erneuten Husten.

Am Anfang wurde ich ca. 10 Minuten entblockt, was nach und nach länger wurde. Und die Hustenanfälle wurden immer weniger, weil ich mich laaaangsam dran gewöhnen konnte.

Nach einigen Wochen kam der große Tag, wo ein sogenannter Sprechaufsatz meine Kanüle verschloss und ich versuchen konnte, endlich wieder Töne von mir zu geben, was nicht wirklich gelang. Dazu fehlte die Luft und ein Stimmband war 100 % ig noch gelähmt.

Und nun gab es bald die ersten "Leckereien". Die bestanden aus einem Tropfen Wasser, einer Messerspitze Mus, Götterspeise oder ähnlichem. Dann gab es noch Eisstäbchen aus Saft, Tee oder Wasser. Zwischendurch bekam ich auch mal Apfelstückchen, eingewickelt in Gaze, nicht zum Schlucken- nur zum Kauen.

Irgendwann stand dann die ersten pürierte Mahlzeit auf dem Platz. Das war ein Fest. Endlich schlucken und schmecken, Was wieder extrem lange gedauert hat bis es da ankam, wo es hinsollte- in den Magen.

Nach ca. 18 Monaten beschloss Frau Sprachtherapeutin- die Kanüle muss RAUS!
Bis die Kanüle raus kam, verging wieder ca. ein halbes Jahr. Erst musste ein Arzt gefunden werden, der den Mut hatte, der Meinung der Sprachtherapeutin zu folgen. Dann wurde eine Klinik gesucht, die zum Glück auch schnell gefunden wurde- UKB in Berlin. Bis der Termin zustande kam, vergingen Monate und dann wollte mein Körper noch nicht und wurde erstmal krank.

Nach diesem Rückschlag gelang es dann endlich.  Die Kanüle wurde gezogen und das Loch im Hals wurde zugenäht. Als Erinnerung bleibt eine kaum sichtbare Narbe. Diese sieht nur derjenige, der weiß, dass da was war.

1 Kommentar:

  1. Hallo John, ich hab endlich geschafft, alles mal in Ruhe durchzulesen... Als 1. Ich bin stolz auf dich. Der Blog ist toll geworden, so geschrieben, wie ich dich kenne. Kurz und knackig, keine lange Reden, dadurch sehr unterhaltsam. 2. jetzt hab ich ein flaues Gefühl im Bauch, die ganzen Erinnerungen... Ich bin froh, dass du es so weit geschafft hast. Der Anfang des "Weges aus der Hölle" war wirklich hart! 3. Weiter so. Ich bin gespannt, was du uns noch alles zu erzählen hast.

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